Ganze 4 Jahre nach meinem ersten „Rose Tattoo“ Konzert in der Zeche Bochum, sollte es ein Wiedersehen mit Angry Anderson’s legendäre Vollgas Rock’n’Roll Kapelle aus Down Under geben. „Rose Tattoo“ zählen zu meinen absoluten Lieblingsbands und sind vorallem als „die kleinen AC/DC’s“ in die Musik Geschichte eingegangen. Eine Kultband die als erstes mit den Rock’n’Roll mit Slide Gitarre gespielt und viele Nachkommen massiv damit geprägt hat. Leider hat die Band auch massive Verluste hinnehmen müssen. Außer Angry Anderson selbst, ist heute kein einziges Orginal Mitglied mehr dabei. Die Hälfte der Gründungsmitglieder ist bereits verstorben und andere haben immer wieder mal gewechselt. Selbst die Formation von 2018 ist nicht mehr konstant. Mittlerweile scheint der langjährige Slide Gitarrist Dai Pritchard die Band verlassen zu haben. Neuer Mann ist Mick Arnold, der sich Frisurtechnisch perfekt in die Formation eingegliedert hat. Neben Angry Anderson und Bob Spencer ist Mick das dritte Lockenköpfchen in der Band. Ironie aus. 😉 Im Gegensatz zu den üblichen Mode Fans die bei „Kiss“ oder den „Rolling Stones“ zugegen waren, konnte man bei „Rose Tattoo“ optisch wieder die echten Rocker ausmachen. Lange Haare, Kutten, vernünftige Bandshirts. Hier kam wieder die echte Rocker Szene zu Besuch. Aufgrund Jahrelanger Zechen-Erfahrung haben wir uns Zeitig auf den Weg gemacht und waren wie so oft dann auch unter den Ersten an der Zeche angekommen, so das man sich gleich den besten Platz direkt vor der Bühne sichern konnte. Im Gegensatz zu 2018 eine echte Bereicherung. Damals saßen wir noch oben auf dem Balkon und waren der Band alles andere als nah. 2022 wurden „Rose Tattoo“ somit nochmal zu einem weitaus größeren Erlebnis.

The Poor
Als Vorband waren „The Poor“ geladen. Eine mir bisher völlig unbekannte Band, die in der Vergangenheit mal 2 Alben und 2 LP’s veröffentlicht hatte. Das neue Album soll 2023 erscheinen. Musikalisch bewegte sich das Quartett im Hardrock Bereich und bediente damit eine andere Schiene als der Hauptact. Ein abschließendes Fazit zur Band möchte ich hier noch garnicht abgeben, da ich mich mit deren Diskographie noch nicht wirklich auseinander gesetzt habe. Zum Auftritt kann man wohl sagen, das die Jungs gute Stimmung gemacht haben, aber mir musikalisch nicht alles in den Äther gegangen ist. Laut bedeutet schließlich auch nicht immer geil. Es mag aber auch sein, das die gespielten Songs, Live nicht so gut herüber kamen, wie sie eventuell sind. Es ist schwierig ein Urteil zu fällen, wenn man die Studioaufnahmen einfach nicht kennt. Interessant war die Truppe allemal und ich werde mich definitiv noch näher mit ihnen beschäftigen. Daher bleibt mein Grundmotto: Immer fleißig die Vorbands schauen. Man weiß nie, was man eventuell verpasst.

Rose Tattoo
Dann sollten endlich die Australier die Bühne betreten. Beginnend mit „Out of this Place“ legten die Old School Rock’n’Roller los und es war wieder da – das gute alte Gänsehaut Gefühl – bei diesen wahnsinns Riffs. Der Kopf nickte, die Kniescheibe wackelte und all das direkt vor der Bühne. Es folgten die Klassiker „Rock’n’Roll is King“ und „Scared for Life“ und man konnte vernehmen, wie sich der neue Mann an der Slide Gitarre machte. Mick Arnold machte seinen Job verdammt gut. Man hat eigentlich nur optisch eine gewisse Performance vermisst, die ein Dai Pritchard hinterlassen hatte. Mark stand meist eher emotionslos an seiner 6-Saitigen. Doch darauf will ich garnicht allzu streng eingehen. Er ist ganz frisch dabei und ob da schon länger große Bühnen Erfahrung vorhanden ist, vermag ich an dieser Stelle aus Mangel an Informationen nicht zu sagen. Ebenso finde ich keine Begründung seitens der Band oder Dai Pritchard, warum jener nicht mehr dabei ist. Schade, aber musikalisch tat es insgesamt keinen Abbruch. Weitaus frischer wirkte der Rhytmus Gitarrist Bob Spencer, der diesmal wirklich eine außerordentlich gute Show hinlegte. Selbst Angry wirkte in seinem hohen Alter auch noch relativ Fit und ließ sich keinerlei Schwächen anmerken.
Die Jungs sind eingespielte Vollblut Musiker, deren Sound Live einfach richtig gefetzt hat. Lediglich das Mikrofon schien mir zu leise gewesen zu sein, denn Angry hatte schon einige Mühe, gegen die Gitarren anzusingen. „Black Eyed Bruiser“, „Creeper“ und „Juice on the Loose“ waren die nächsten Titel und insgesamt war die Playlist für meinen Geschmack, auch noch um einiges besser, als vor 4 Jahren. Diesmal hatte man sich fast ausschließlich auf die Hits und Klassiker konzentriert, auch wenn mir vom Album „Pain“ einfach noch insgesamt viel zu wenig Live gespielt wurde und wird.

Nach „Sidewalk Sally“ folgten zwei Songs, auf die ich mich besonders gefreut habe, weil sie damals nicht in der Setlist waren. Die Rede ist vom Klassiker „It’s Gonna Work Itself Out“ und dem „Blood Brothers“ Hit „Nothing to Lose.“ Von jenem Album scheinen sie regelmäßig Songs dabei zu haben, was „Once in a Lifetime“ und „1854“ stets untermauern. Das Album „Pain“ wurde lediglich mit „Man About Town“ abgefertigt, was ich wie eben schon angemerkt, kritisiert habe. Hier sollte man in Zukunft vielleicht noch etwas nachbessern. Wenn auch „Man About Town“ eine Rock’n’Roll Bombe ist, hat das Album noch wesentlich mehr zu bieten. „Hard Rockin Man“ z.B. sei an dieser Stelle mal genannt. Nach einem „We Can’t Be Beaten / Bad Boy for Love“ Medley, ging es schließlich in die Schlussphase. „Rock’n’Roll Outlaw“ durfte da nicht fehlen, welcher Live besonders ein Hinhörer ist. Neu an dieser Stelle war für mich der Song „Sweet Love Rock’n’Roll.“ Ein echter Ohrwurm, der vermeindlich auf keinem Album zu finden war. Wie sich später herausstellte, war jener ein neuer Song, der 2020 auf dem Album „Outlaws“ erschienen war, welches ich mir im Nachhinein direkt zugelegt hatte. Bei „Outlaws“ handelt es sich um eine Neuaufnahme des ersten „Rose Tattoo“ Albums „Rock’n’Roll“ Outlaw, erweitert mit 2 Brandneuen Songs, zu denen auch „Sweet Love Rock’n’Roll“ gehörte. Im Anschluss kam Angry von der Bühne und bedankte sich bei der ersten Reihe. Von Umarmungen, Handshakes und Rock’n’Roll Fists war alles dabei. So konnte meiner einer wieder einmal einen Handschlag von einer Legende ergattern. Es war mir eine Ehre Angry. 😉 Zu Guterletzt folgte mit „Nice Boys“ der obligatorische Abschluss, welches in der Live Version wie auch in der Neuaufnahme gespielt wurde. Und obwohl ich bisher nie ein sonderlicher Fan des „größten“ Hits der Band war, hat es mir diese Neuaufnahme wahrlich angetan. Eine Verbesserung um 300%!

Unterm Strich war die Stimmung war großartig und die Band eine Wucht. „Rose Tattoo“ sind Live einfach ganz große Klasse und die Playlist war eigentlich fast perfekt. Das ganze mal Spektakel dann diesmal auch noch direkt vor der Bühne zu erleben, war mir ein Fest. Es bleibt zu hoffen, das man die Band auch noch in Zukunft nochmal zu sehen bekommt. Schließlich wird Angry ja auch nicht jünger. Bei jeder Tour die noch folgen sollte, werde ich allerdings definitiv dabei sein. Kurzum eine super Show, grandiose Band. Rock’n’Roll!

Setlist:
Out of This Place
Rock ’n‘ Roll Is King
Scarred for Life
Black Eyed Bruiser
Creeper
Juice on the Loose
Sidewalk Sally
It’s Gonna Work Itself Out
Nothing to Lose
Once in a Lifetime
Man About Town
We Can’t Be Beaten / Bad Boy for Love
1854
Rock ’n‘ Roll Outlaw
Sweet Love
Nice Boys

 
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Guter Heavy Metal ist so rau und durcheinander, dass er dich geradewegs an den Rand des Wahnsinns bringt.