Es ist die endgültig letzte Runde der „Hottest Band in the World.“ Nachdem die Abschiedstour im Jahr 2019 unterbrochen werden musste und wir einerseits schon im Essener Stadion das Vergnügen hatten, kamen Paul, Gene, Thommy und Eric nochmal in Dortmund vorbei. Zwar nicht Open Air, aber die Westfalenhalle ist groß genug, um eine Band deren Kalibers zu würdigen. Also wieder einmal Front Stage und ab nach Dortmund. Die Konzertpreise blieben die selben. Sei es die 7 Euro für den Parkplatz, die 5,50 pro 0,5L Cola, Fanta, Sprudel oder die wahnsinnigen Summen für ein Merchandising Shirt. Nicht alles ist ein Muss unter diesen Umständen. Dennoch bot die Westfalenhalle eine Menge an Verpflegung vorab. Von der mobilen Pommesbude, bishin zum Dönerwagen, Pizza, Süßkram, Nachos… wer vor dem Gig noch Hunger hatte, konnte ihn ausgiebig stillen. Mit ca. 15000 Besuchern war das Konzert wieder ordentlich besucht. Vorab wurden noch Fotos mit Gleichgesinnten geschossen und sich erst einmal den Weg durch das Nirvana gebannt. Die üblichen Front Stage Bändchen erstmal suchen und bekommen, anschließend den besten Platz vor der Bühne ergattern und dann ging es auch schon zügig mit der Vorband los.

The New Roses

Die Rock Band aus Wiesbaden mit großen Country Einflüssen ist mittlerweile keine Unbekannte mehr. Sie tourten mindestens schon einmal mit „Kiss“ als Vorband umher und heben sich auch allein schon mit diversen Konzerten in Amerika einen Namen gemacht. Das ist natürlich beachtlich und man kann der Band zu diesem Erfolg nur gratulieren, wenn auch in Frage zu stellen ist, ob sie auch ohne die Hilfe des Hauptacts soweit gekommen wären. Mein Fall sind sie jedoch nicht. Mag es zu modern sein, oder zu Countrylastig, purer Rock’n’Roll klingt für mich eben auch noch einmal anders. Schade ansich ist die Tatsache, das die Vorbands meist nie über die Hauptanlage laufen und sich mit kleinen, mitgebrachten Verstärkern aushelfen müssen. Darüber kommt meist – wie auch in diesem Fall – der Sound einfach garnicht herüber. . Es klingt lasch, es klingt dumpf, die Gitarren kommen einfach nicht deutlich heraus und insgesamt ist das Publikum lauter als die Band. Anhand dessen lässt sich eben auch schwierig bewerten, wie die Jungs sich unter besseren Umständen Live anhören. Daher will ich das auch garnicht bewerten. 45 Minuten lang gaben sich also Timmy Rough und seine Kapelle die Ehre, ehe es dann hieß: Warten, warten und nochmal warten.

Kiss

„Kiss“ haben wie damals schon in Essen mindestens 60 Minuten oder länger auf sich warten lassen. Ob das an diesen VIP Tickets zum Meet and Greet liegt, wo diversen Fans mit zuviel Geld nochmal die Gelegenheit geboten wird, mit der Band zu quatschen, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, liegt jedoch nahe. Hierbei war auch die Getränkeversorgung während der ganzen Zeit im Konzertsaal eine Katastrophe. Die Jungs mit dem mobilen Bierfass hat man seit Beginn nicht mehr durch die Menge laufen sehen. Man war also gezwungen zwischendurch den Saal zu verlassen, um sich ein Getränk zu holen. Jenes hat im Stadion Essen wesentlich besser funktioniert. Nach der gefühlten endlosen Warterei ging es dann irgendwann nach 9 Uhr endlich los. Die Setlist bestand fast nahezu aus den identischen Titeln der letzten Tour. Man hatte diesmal lediglich „Let Me Go, Rock’n’Roll“ gegen „Tears are Falling“ ausgetauscht, auf den ich Live gespannt war, mich jedoch nicht so sonderlich überzeugt hatte, wie erhofft. Ansonsten war es der übliche Abriss mit viel Feuerwerk, Lametta, aufgeblasenen Bällen, Paul’s Seilbahn Akt in „Love Gun“ zur kleinen Mittelbühne, dem Blood Spit von Gene und der gewohnten Live Qualität, wenn auch das Stadion in Essen die deutliche bessere und dazu Open Air Location war. Das sie dahingehend Live zur absoluten Spitze gehören, auch wenn mir „Tears“ nicht so gefiel, ist unbestritten. Man merkt aber auch sofort, das arkustisch hier ein ganz anderer Wind weht, als auf den üblichen Konzerten, wo man sich sonst so herumtreibt. Hier steckt massig Kohle drin. Nicht nur der enorme Sound, sondern auch die ganze Pyrotechnik, die pro Konzert verballert wird, sind schon enorm. Für ein paar Effekte, die ganz nett wirken und einen gewissen Beigeschmack liefern, schon erstaunlich und man mag garnicht wissen, wieviel der ganze Spaß für einen Abend so kostet. Rechnet man das dann noch auf die Welttournee hoch, da „Kiss“ ja fast überall mal vorbei schauen und wahnsinnig viele Konzerte geben, dann kann man sicherlich auch verstehen, warum so ein Fan Shirt 50 Euro kostet. Vermisst hat man allerdings Ace Frehley und Peter Criss. Sollten jene nicht ursprünglich für 2-3 Songs mit an Bord sein? Oder hatten beide abgelehnt? Auch Bruce Kulick war mal im Gespräch. Verwunderlich wäre das nicht, da enorme Spannungen und zwischen den ehemaligen Musikern Ace und Peter sowie den Bandköpfen Paul und Gene herrschen, die sich nicht allzu selten herablassend geäußert haben. Es kann natürlich auch sein, das jene beim Abschlusskonzert mal vorbeischauen. Mit Bruce Kulick ist in den USA mit Sicherheit zu rechnen, jedoch wäre es auch keine Überraschung, wenn Ace und Peter mit „Kiss“ endgültig abgeschlossen haben. Diese ewigen Streitereien zwischen diversen Bands und ehemaligen Musikern sind ja wahrlich keine Seltenheit und sie nerven. Man sollte derartiges ohnehin nicht nach außen tragen. Ansonsten war es eine super Stimmung in der Halle. Die Fans feierten, sangen, gröhlten und die Band gab nochmal so ziemlich alles, was sie drauf hat. Wenn auch fast 1:1 in Sachen Playlist und deren Ansagen, muss man „Kiss“ als ein „immer wieder ein Erlebnis“ attestieren. Leider aber auch das Letzte on the End of the Road. Das Konzert war anstrengend, es war enorm warm, da sich die Halle mit sovielen Menschen extrem aufheizte und es war laut! Aber wir haben es gemocht. „Rock’n’Roll all Nite and Party Every Day.“

Setlist:

Detroit Rock City
Shout It Out Loud
Deuce
War Machine
Heaven’s on Fire
I Love It Loud
Say Yeah
Cold Gin
Guitar Solo
Lick It Up
Calling Dr. Love
Tears Are Falling
Psycho Circus
Drum Solo
100,000 Years
Bass Solo
God of Thunder
Love Gun
I Was Made for Lovin‘ You
Black Diamond
Beth
Do You Love Me
Rock and Roll All Nite
God Gave Rock ’n‘ Roll to You II

 
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Guter Heavy Metal ist so rau und durcheinander, dass er dich geradewegs an den Rand des Wahnsinns bringt.